• Die drei Kapitel dieser Video-Installation spielen in drei Städten des Ruhrgebiets. Es gibt drei Protagonisten aus verschiedenen Generationen, die die Fußgängerzonen dieser Städte zu Fuß durchqueren. Eine lange Kamerafahrt zeigt sie nur von hinten, den Blick auf das gerichtet, was sie vor sich haben. Sie erzählen persönliche Geschichten, die mit der Entstehung und Aneignung des öffentlichen Raumes sowie mit dem Kohlebergbau in Verbindung stehen.

    Die städtebauliche Entwicklung des Ruhrgebiets ist eng an die Geschichte des Bergbaus gebunden. Mit der Industrialisierung stieg die Nachfrage nach Kohle deutlich. Im Ruhrgebiet gab es immer mehr, immer größere und immer effizientere Zechen. Leute aus ganz Deutschland zogen auf der Suche nach Arbeit hinzu. Als strategisches Ziel der Bombenangriffe wurde die Region im Zweiten Weltkrieg fast komplett zerstört. Im Wiederaufbau der Nachkriegszeit entstanden die Städte wie wir sie heute kennen. Die Erzählungen der ersten Person, geboren in den 30er Jahren, spielen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, da sie nicht nur von ihren eigenen Erlebnissen sondern auch von den Erfahrungen ihrer Eltern und Großeltern spricht.
    Die zweite Person, in den 50er Jahren geboren, erzählt als einer der letzten Bergleute Westeuropas von den Arbeits- und Lebensbedingungen in den Kohleminen. Er hat den Strukturwandel direkt miterlebt und weiß zu berichten, wie das langsame Ende vieler Industrien das Stadtbild und das Zusammenleben an der Ruhr beeinflusst.
    Die dritte Person, in den 80er Jahren auf die Welt gekommen, spricht über die Subkultur Parcours, als Teil dessen er Elemente des Stadtraumes durch gewagte sportliche Aktionen überwindet und durchquert. So baut er eine besondere Beziehung zur Umgebung auf und eignet sich den öffentlichen Raum an. Als Erzieher steht er für die Zukunft, die mit der Frage verbunden ist, wie man mit dem Erbe des Kohlebergbaus umgehen soll und was neue Lebensgrundlagen im Ruhrgebiet sein können.

     

    Zusätzlich zur Video-Installation entstand im Zusammenhang der Recherchen über die Geschichten des Ruhrgebiets das Buch BIOS. Histoires de la Ruhr. Das gesamte Projekt wurde mit dem Prix Neumann des Beaux-Arts du Conseil Administratif de la Ville de Genève ausgezeichnet.

     

    Drei-Kanal-Videoinstallation, hdv, Farbe, Sound, Loop


    Installationsansicht